Steile Karriere mit jähem Ende
Ferdinand
von Plettenberg gab einer Straße in Nordkirchen seinen Namen
NORDKIRCHEN. Eigentlich war Ferdinand von Plettenberg
(1690-1737) als zweiter Sohn für den geistlichen Stand bestimmt. Dann
aber starb 1711 sein älterer Bruder, er erbte das Schloss Nordkirchen und
das Amt des Erbmarschalls, also des Vorsitzenden der Ritterschaft, des
Fürstbistums Münster. Ferdinand von Plettenberg, nach dem heute der
Plettenbergweg in Nordkirchen benannt ist, baute das Schloss Nordkirchen
weiter aus. Sein politischer und kultureller Ehrgeiz bedeuteten letztlich
den finanziellen Ruin der Familie.
Geheimer
Rat
1713 als Geheimer Rat seines Onkels Franz Arnold
von Wolff-Metternich betrieb Plettenberg als Diplomat in kurbayerischem
Auftrag die Wahl des Bayernprinzen Clemens August zum Fürstbischof von
Münster und Paderborn, zum Kurfürsten von Köln, Fürstbischof von
Hildesheim und Osnabrück. Clemens August erhob ihn dafür 1719 zum Obristkämmerer, Landdrosten
zu Dringenberg im Hochstift Paderborn, zum
Kammerpräsidenten in Hildesheim (1724) und kurkölnischen Obristhofmeister (1731) mit entsprechenden
Einkünften. 1724 in den Reichsgrafenstand erhoben, kaufte Plettenberg die
Grafschaft Wittem und erhielt damit Sitz und
Stimme im Niederrheinisch-Westfälischen Grafenkollegium. 1732 wurde er in
den kaiserlichen Orden vom Goldenen Vlies, den vornehmsten Orden Europas
überhaupt, aufgenommen.
Dem Erfolg folgte 1733 der jähe Fall, als ein
Freund Plettenbergs im Duell einen Vertrauten des Kurfürsten erstach.
Der Kurfürst machte den Minister verantwortlich
und entließ diesen. In kaiserliche Dienste übergetreten, starb
Plettenberg am 18. März 1737 in Wien, kurz vor der Abreise als
Botschafter nach Rom.
Dem politischen Ehrgeiz Plettenbergs entsprach
ein ungeheurer repräsentativer Anspruch. Nicht nur das Schloss
Nordkirchen sondern auch den Stadthof in Bonn
baute er weiter aus. Er baute ab 1725 in Bonn eine erlesene
Gemäldesammlung auf, vergab Porträtaufträge an die namhaftesten Bildnismaler seiner Zeit, kaufte vergoldetes Meißner
und China-Porzellan an. Plettenberg ließ den Schlossgarten durch den
kurbayerischen Gartenarchitekten Dominique Girard anlegen und förderte
schließlich den talentierten Johann Conrad Schlaun.
Hohe
Schulden
Dieser Ehrgeiz bedeutete aber auch den Ruin der
Familie: Trotz seiner Einkünfte hatte Plettenberg bei seinem Sturz 1733
Schulden in Höhe von fast 250000 Talern, so dass seine Witwe nach seinem
Tode in größerem Umfang Möbel, Glas, Porzellan und Gemälde verkaufen
musste und noch seine Enkel zu Notverkäufen gezwungen waren.
Die Informationen sind einem der zahlreichen
Jahresgeschichtshefte des Heimatvereins Nordkirchen entnommen. Diese gibt
es im Kaufhaus Borgard, Schloßstraße
16, in Nordkirchen zu kaufen.
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